Die Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge - die strukturierte Nachsorge für Früh-, Risikogeborene und chronisch kranke Kinder – stellt sich vor.
Frühgeborene, in ihrer Entwicklung gefährdete Kinder, und chronisch kranke Kinder werden durch die „Harlekin-Frühchen-Nachsorge“ in den 3 Münchner Kinderkliniken und Perinatalzentren Harlaching und Schwabing, beides München Klinik gGmbH, sowie im Klinikum der rechts der Isar Technischen Universität gefördert und die Familien auch nach der Entlassung aus der stationären Versorgung unterstützt.
Die Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge - ursprünglich in der Kinderklinik Harlaching als Harl (achinger) E (ltern) Kin (der) Verein gegründet - ist mittlerweile in die bayernweite Harl.e.kin- Nachsorge eingegangen.
Grundgedanke der Nachsorge ist die wissenschaftlich belegte Erkenntnis, dass gefährdete Kinder sich umso besser entwickeln, je günstiger die psychosozialen Bedingungen sind, unter denen sie heranwachsen.
Eine ganzheitliche Betreuung von Früh- und Neugeborenen und deren Familien geht über die rein medizinische Versorgung im stationären oder ambulanten Bereich deutlich hinaus. Finanzmittel der Krankenkassen stehen für diesen Bedarf nur begrenzt oder gar nicht zur Verfügung. Unser zentrales Anliegen ist die Stärkung der Mutter/Vater-Kind-Interaktion, die durch die vital notwendige, nur rein medizinische Versorgung gefährdet sein kann.
Es ist entscheidend, präventiv und frühzeitig eine belastete oder gar gestörte Mutter- Kind- Bindung zu erkennen und die familiäre Belastung durch ein risikogeborenes Kind zu berücksichtigen. So kann frühzeitig Hilfe angeboten und Fehlentwicklungen vorgebeugt werden, die später nur mit großen Kosten und Mühen korrigierbar sind.
Die Tätigkeit des Harl.e.kin e.V. dient damit der Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege.
Am 18.03.2025 verstarb Prof. Reinhard Roos nach jahrelanger Krankheit, die er mit bewundernswerter Gelassenheit und Selbstverständlichkeit ertrug, im Alter von 80 Jahren im Kreise seiner Familie. Er war Kinderarzt mit Leib und Seele und setzte sich wissenschaftlich wie auch menschlich gerade für die Kleinsten der Kleinen unermüdlich ein.
Geboren in Jena, aufgewachsen im Schwäbischen, Student und Doktorand in Tübingen, ging er zunächst als Medizinalassistent und später als promovierter Kinderarzt an das Dr. von Haunersche Kinderspital nach München. Sein medizinisches Interesse galt im Besonderen der Infektiologie und Neonatologie, im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU leitete er die Abteilung für pädiatrische Intensivmedizin, später die Neonatologie der Universitätsklinik in Großhadern. Die Neonatologie war sein wahres Steckenpferd und nicht nur als Oberhaupt, sondern immer mittendrin im Geschehen. 1994 wechselte er ein letztes Mal seinen Arbeitsplatz und wurde Chefarzt der Kinderabteilung des städtischen Kinderkrankenhauses in München-Harlaching. Sein medizinischer Schwerpunkt blieb die Neonatologie und Infektiologie, die bestehende Neonatologie der Kinderklinik baute Reinhard Roos um und vor allem aus, er intensivierte die Zusammenarbeit mit den Geburtshelfern und Gynäkologen und schuf so ein Perinatalzentrum Level 1 im Münchner Süden.
Reinhard Roos war jedoch nicht nur versierter Neonatologe und Infektiologe, der unermüdlich publizierte, sondern ein medizinisch und kinderärztlich sehr breit aufgestellter Mediziner und vor allem – Arzt. Er war klar in seinen Vorstellungen, nicht nur wie eine Kinderklinik zu leiten war, sondern auch wie Menschen, Mitarbeitende sowie Eltern und Kindern, zu führen waren. Reinhard Roos konnte zuhören, andere Meinungen und Entscheidungen akzeptieren, wenn sie begründet waren. Er trat nie überheblich oder oberlehrerhaft auf, ließ auch den Jüngsten und Unerfahrensten unter seinen Mitarbeitern zu Wort kommen und ausreden. Ob Famulus, AIPler, junger Assistenzarzt, Facharzt oder Oberarzt, jedem zeigte er sich respektvoll und ermunterte auch jeden, sich zu Wort zu melden, fortzubilden, Vorträge zu halten, auf Kongresse zu gehen und natürlich auch wissenschaftlich zu arbeiten.
„Per aspera ad astra“ war nur einer seiner Lieblingsaussagen, ebenso wie „Nur Mut“ und „Frohes Schaffen“. Leere Worte und „Gesabbel“ waren ihm ein Greuel – Ordnung, Struktur, Klarheit und Einsatz wichtig. Mit Engagement, Ehrgeiz und Fleiß ging Reinhard Roos voran und war allen ein Vorbild: morgens der Erste und abends oft der Letzte, der die Klinik verließ. Sein Arbeitstag endete damit jedoch nicht, er war jederzeit erreichbar, wenn es entsprechende Fragen und Nöte der Dienst- und Oberärztegab. Wenn nachts eine Frühgeburt drohte, ließ er es sich nicht nehmen, in dringenden Fällen, auch an der neonatalen Versorgungseinheit zu stehen und „mitzumachen“. Er liebte es „handwerklich“ zu arbeiten und Nabelvenen- oder Nabelarterienkatheter zu legen. Sein medizinisches Wissen war groß, sehr groß, noch größer empfanden wir Mitarbeiter jedoch seine Art Arzt, Kinderarzt zu sein. Reinhard Roos verlangte viel von sich selbst, auch von seinen Mitarbeitern, er hatte einen sehr klaren Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe, und blieb dabei aber immer ein verständnisvoller, zuhörender und mitfühlender Mensch.
Sein Interesse an den Früh- und Risikoneugeborenen endete nicht an der Kliniktür. Die Versorgungslücke zwischen der stationären und ambulanten Versorgung führte Reinhard Roos dazu, eine strukturierte Nachsorge für die ehemaligen Frühgeborenen und die Eltern, für das ganze familiäre System also, zu etablieren. Zusammen mit Frau Dr. Sabine Höck, Mitarbeitern der Harlachinger Kinderklinik sowie weiteren Unterstützern gründete er in Harlaching den gemeinnützigen Verein Harl.e.kin, dessen Ziel es war und ist, die Fallhöhe der intensiven stationären zur ambulanten allein verantwortlichen Versorgung zuhause zu reduzieren. Das Konzept der strukturierten Harl.e.kin Nachsorge in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern wurde zur Blaupause der heute bayernweit bestehenden Frühgeborenen-Nachsorge an insgesamt 27 Klinikstandorten mit Neonatologie. Für diese Aktivität und ständiges Werben erhielt Reinhard Roos 2019 die Ehrenmedaille „München leuchtet – den Freundinnen und Freunden der Landeshauptstadt München“ von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Dieter Reiter ist seit 2015 Schirmherr des Harl.e.kin e.V.
Wir nehmen in tiefer Trauer und großer Dankbarkeit Abschied von dem immer bescheiden auftretendem und lebendem Prof. Reinhard Roos, der uns allen ein großes Vorbild war, als Arzt wie als Mensch.
Statt Blumen bat Reinhard Roos um eine Spende für den Harl.e.kin e.V. zur Förderung der Harl.e.kin-Frühchen- Nachsorge an den Münchner Kinderkliniken,
IBAN: DE70 7015 0000 0000 4776 04, BIC SSKMDEMMXXX.
Der Nachruf zum Download
„Die strukturierte Harl.e.kin-Nachsorge erfüllt eine außerordentlich wichtige Aufgabe in der Münchner Gesundheitslandschaft: Sie unterstützt Familien mit Früh- und Risikogeborenen, also Kinder, die in ihrer Entwicklung gefährdet sind. Die Unterstützung umfasst Hilfe für Eltern, Geschwister und Angehörige während und nach der Geburt, vor allem in der schwierigen Zeit im Übergang von der Klinik nach Hause, die für die Betroffenen oft sehr belastend ist. Dies wird sehr gerne angenommen, wie die Entwicklung eindrücklich zeigt: Aus einem 2003 gestarteten Pilotprojekt in der Kinderklinik Harlaching ist inzwischen ein bayernweites Netz mit 27 Niederlassungen geworden.
Der Standort an der München Klinik Harlaching feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Es freut mich deshalb sehr, dass ich Ihnen und den seinerzeit als erste betreuten Kindern heuer zum 20. Geburtstag gratulieren kann. Ich wünsche Ihnen und dem Verein für die Zukunft alles erdenklich Gute.“
Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München
Die Glückwünsche zum Download
Wir danken Oberbürgermeister Dieter Reiter, der sich seit 2015 als Schirrmherr für den Harl.e.kin e.V. engagiert.
Wir danken Christian Ude, der 2005 während seiner Amtszeit als Münchner Oberbürgermeister als erster die Schirmherrschaft über den Harl.e.kin e.V. übernommen hat.
Bei seinem Besuch in der Kinderklinik Schwabing 2015 informierte sich OBM Dieter Reiter im Gespräch mit Professor Reinhard Roos über die nachstationäre Betreuung für Früh- und Risikogeborene und sagte spontan die Übernahme der Schirmherrschaft für den Harl.e.kin e.V. zu. Im Rahmen der strukturierten "Harl.e.kin- Nachsorge" werden Eltern mit ihren Frühgeborenen oder Risikokindern beim Übergang vom Krankenhaus nach Hause unterstützt. „Ziel ist es, den Kontakt zum oft fragilen Baby zu festigen und die elterliche Kompetenz zu stärken.“, so Professor Reinhard Roos. Wie wichtig diese umfassende pflegerische und psychosoziale Unterstützung für die erste Zeit zuhause ist, haben dem Oberbürgermeister einige Harl.e.kin-Familien bestätigt. Herr Reiter würdigte das hohe bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement, ohne das ein Gemeinwesen nicht funktionieren kann: „Eine bürgerliche Gesellschaft zeichnet sich insbesondere dadurch als human aus, wie sie sich ihren schwächsten Bürgern und Bürgerinnen gegenüber verhält. Die ehemaligen Früh- und Risikogeborenen, die krebskranken und die chronisch kranken Kinder gehören dazu, wie alle anderen Kinder auch.“
Mit der Übernahme der Schirmherrschaft im Jahre 2005 hat der damalige OB Christian Ude das Anliegen des Harl.e.kin e.V. über viele Jahre wesentlich gefördert. In seiner Zeit als Münchner Oberbürgermeister (1993 – 2014) lud er den Harl.e.kin e.V. zum „Tag der Offenen Tür“ zur Präsentation ins Münchner Rathaus ein, er besuchte 2013 die Harlachinger Frühchenstation zu Weihnachten, er besichtigte das Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorgezimmer, als es mit der Spende der Europahilfe eingerichtet war und diskutierte mit den Ärzt*innen der Kinderklinik über Belange der Frühchen Nachsorge. Nicht nur kurzweilig, sondern auch wertvoll waren seine beiden Benefizabende zugunsten der Harl.e.kin-Frühchen: so begeisterte Christian Ude im schönen August-Everdingsaal in Grünwald 2017 und im Refektorium in Schwabing 2018 mit Lesungen und kabarettistischen Bonmots die zahlreich erschienenen Gäste. Der eigentlich geplante nächste Benefizabend im „Schwabinger“ mit Herrn Ude muss coronabedingt leider verschoben werden.